Eigentlich hatte ich vor, hier auf meinem Blog nicht über Kameratechnik zu schreiben. Warum? Ich bin der Meinung, dass man mit unterschiedlichem Equipment – technisch betrachtet – heutzutage vergleichbare Ergebnisse erzielen kann. Ob auf der Kamera Nikon oder Canon steht, ist inzwischen völlig zweitrangig. Die Wahl der richtigen Kamera und das Kriterium der technischen Perfektion des Bildes wird häufig überbewertet. Es geht in meinen Augen um ein Werkzeug und darum, ob die Ausrüstung den äußeren Anforderungen an Größe, Bedienung und dem Einsatzbereich des Fotografen entspricht.
Die Sensoren und damit die Bildqualität sind heute auf einem derart hohen Niveau angekommen, dass sich Spreu und Weizen erst in hohen ISO-Bereichen – wenn bei wenig Licht fotografiert wird – trennen. Das ist bei mir nicht der Fall. Im Netz gibt es ohnehin für jede Kaufentscheidung die passenden Testberichte mit grundsätzlich ähnlichen Ergebnissen. Häufig wird mehr gemessen als fotografiert und auch die Foren sind voll mit sinnlosen Gegenüberstellungen erster Testfotos von Keksdosen und Weinflaschen.
Doch es gibt neben der rein technischen Betrachtung auch einen emotionalen und rein praktischen Aspekt beim Fotografieren. Die Reduzierung aufs Wesentliche haben meiner Freude beim Fotografieren und dem Ergebnis gut getan. Gemeint ist zum Beispiel der Einsatz von Festbrennweiten. Man setzt sich zwangsläufig intensiver mit dem Motiv und seiner Umgebung auseinander, nimmt aktiv an der Bildgestaltung teil und entdeckt Motive, die mit einem Superzoom aufgrund der Vielzahl an Aufnahmemöglichkeiten übersehen werden.
In Delhi kam ich mit nur einem Objektiv an meiner Nikon D5100, einer Festbrennweite, die umgerechnet 50 Millimetern entspricht, sehr gut zurecht.
Leica treibt es mit der M9 auf die Spitze. Ein kompaktes, perfekt verarbeitetes Gehäuse, Spitzenobjektive und ein großer Sensor ergeben zusammen ein System, das weltweit einmalig ist. Fokussiert wird manuell. Auch auf intelligente Belichtungsmessungen und ein hochauflösendes Display muss verzichtet werden. Mein kurzer Ausflug in die Leica-Welt hat mir gezeigt, dass die Begrenzung für die Kreativität zwar höchst förderlich ist, aber auf Reisen zu wenig Flexibilität bietet. Mir fehlte für den Reportageeinsatz die Möglichkeit, kurze Videosequenzen zu drehen und mit einem Klappdisplay unbemerkt aufnehmen zu können. Ein ziemlich teurer Kompromiss! Die Leica wurde verkauft, die Nikon und damit große und schwere Objektive blieben.
Zum Glück haben andere Kamerahersteller längst die Anforderungen erkannt und entwickeln nach und nach spiegellose, kompakte Systemkameras. Die derzeit wohl ausgereiftesten Lösungen kommen von Fujifilm mit der X-Pro1 und der Olympus OM-D. Beide Hersteller folgen dem aktuellen Retrotrend und bieten ihre Gehäuse in klassischem Design an. Für die X-Pro1 sprechen die hohe Bildqualität des Sensors, der optische Sucher und praktische Bedienelemente für Verschlusszeit und Belichtungskorrektur. Die OM-D punktet mit einem tollen Autofokussystem, dem Klappdisplay und einem breiten Objektivangebot. Die Kompaktheit ist von anderen Systemkameras kaum zu übertreffen. Der Sensor wird in fünf Bewegungsaschsen stabilisiert. So entsteht im Videomodus und beim manuellen Fokussieren ein angenehm gedämpftes Sucherbild.
Ich habe mich aufgrund der größeren Flexibilität für die Olympus OM-D und das 25mm/1.4 Objektiv von Panasonic bzw. Leica entschieden. Die ersten Gehversuche mit einem völlig neuen Bedienkonzept, einem anderen Bildformat (3/2 vs. 4/3 bei der Olympus) und einer neuen Farbcharakteristik im Vergleich zur Nikon sind äußerst vielversprechend.
Am Wochenende wird die Kamera neben meiner Nikonausrüstung auf einer Hochzeit zeigen dürfen, was in ihr steckt. Anschließend wird entschieden, ob die Nikonausrüstung als Option bleibt oder vollständig verkauft wird. Für die bevorstehende dreiwöchige Kanutour auf dem Yukon von Whitehorse nach Dawson City wird die OM-D die perfekte Kamera sein.