Schlagzeile der Segelflugwetterberichte Berlin und Leipzig am dritten Wertungstag: „Keine nutzbare Thermik“. Doch Meteorologe, Oberlausitzer Boden und die Wetterentwicklung nordöstlich von Dresden belehrten Deutschen Wetterdienst und TopMeteo eines Besseren. Es gab Aufgaben für die kleinen Klassen (Standard, 15 Meter und Club).
Gemeinsam mit Piloten aus Langenfeld nahm ich am 23. Internationalen Klassentreffen in Klix teil. Mit sechs Piloten, drei Pilotinnen und fünf Flugzeugen war unser Team in den Wertungsklassen Standard, Club und bei den Doppelsitzern vertreten.
Für mich war es die erste Teilnahme im eigenen Einsitzer, einer LS1-f „LL“, und das dritte Mal in Klix. In den vergangenen beiden Jahren flog ich gemeinsam mit Jochen im Doppelsitzer mit. Die Klixer Atmosphäre ist ansteckend und nicht der einzige Grund für meine Vorfreude in diesem Jahr. Doch dazu später mehr.
AAT und Racing Task kurz erklärt
Während der ersten vier Wertungstage wurden Racing Tasks und zwei AAT-Aufgaben im Wetterraum nördlich von Klix zunächst Richtung Westen, südlich an Berlin vorbei und anschließend Richtung Osten nach Polen gefordert. Bei den Racing Tasks werden von allen Piloten Wendepunkte angeflogen, um die vorgegebene Strecke in möglichst kurzer Zeit und damit hoher Geschwindigkeit zurückzulegen. Bei einer AAT (Assigned Area Task) wird innerhalb von Wendegebieten beispielsweise mit einem Radius von 20 Kilometern gewendet. Je nach Wetterraum gibt es unterschiedlich lange Mindestdurchflugzeiten für die Aufgabe. Wer auch hier die höchste Geschwindigkeit erzielt, gewinnt. Innerhalb der Wendegebiete legt jeder Pilot eigene Wendepunkte fest. Das macht das Fliegen bei unsicherer Wetterprognose flexibler, die strategischen Überlegungen in der Luft umso anspruchsvoller und den Wettbewerb damit spannend.
»Wenn elf Wilgas ihre Motoren anlassen, um anschließend 127 Segelflugzeuge in die Luft zu zerren, steigt bei mir die Vorfreude.«
Zurück zum Wettbewerb: An den ersten Tagen ermöglichte knackige Kaltluft hohe Geschwindigkeiten und weite Strecken. Thomas startete in seiner Libelle bereits am ersten Tag durch und fliegt auf Platz 6 – der bis dahin besten Langenfelder Platzierung beim diesjährigen Klassentreffen. Marla legte mit Jochen einen 103er Schnitt über 300 Kilometer hin. Ania begann den Wettbewerb im Duo mit Jochen am zweiten Wertungstag und einem Flug über 500 Kilometer.
Bei den AAT-Aufgaben der Folgetage musste das Tempo etwas gedrosselt werden. Niedrige Basis um 1000 Meter und zerrissene Bärte aufgrund aufziehender Warmluft forderten taktisches Fliegen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Streckenweise konnten Aufreihungen über viele Kilometer abgeflogen werden bevor Kämpfen in Bodennähe angesagt war. Christian und August landeten sicher auf dem Acker. Der Rest kam rum.
Neue Instrumente in neuem Flugzeug
Bei mir verliefen die ersten Wertungstage erstaunlich entspannt. Ich fühlte mich mit der f von Beginn an wohl. In der Thermik stieg die „LL“ im Klassenvergleich gut. Das schnelle Vorfliegen muss ich noch optimieren. Jeder Wettbewerbstag beginnt mit der Flugborbereitung am Morgen. Die Handgriffe wurden zur Routine und ermöglichten Zeit für ein paar Ton- und Fotoaufnahmen.
Nach dem Kauf der „LL“ im Sommer 2014 habe ich in den zurückliegenden Monaten viel Zeit mit Überlegungen zur Instrumentierung des Cockpits verbracht. So waren die Flüge in Klix nicht nur für mich, sondern auf für das neue Vario, ein S80 von LXNAV, und den Oudie (Flugrecorder und Navigationshilfe) eine erste Bewährungsprobe. Mit Erfolg! Der Plan einer aufs Wesentliche reduzierten Informationsdichte mit möglichst großen Instrumenten im winzigen Panel der LS1-f ging auf. Vario und Oudie verrichteten zuverlässig ihren Dienst und präsentieren die wichtigsten Daten in großen Ziffern auf gut ablesbaren Displays.
Fünfter Wertungstag: Netter Versuch
Der fünfte Wertungstag Tag endete mit vielen Außenlandungen bei anspruchsvollen Bedingungen und ordentlich Wind aus West. Doppelsitzer, 18 Meter und Standardklasse starteten nach Plan. Dann zog ein Schauer auf. Zunächst wurde der Start der Club und 15-Meter Klasse ausgesetzt und später neutralisiert. Anne musste in der Luft weiteren Schauern ausweichen und schließlich den Acker aufsuchen. In der Standardklasse kam keine Wertung zustande, da nur zehn Prozent der Piloten nach erfolgreicher Aufgabe wieder in Klix landeten.
Ein spannendes Race zum Abschluss
Am letzten Wertungstag gab es Racing Tasks um 300 Kilometer für alle Klassen. Warmlufteinfluss und eine anfängliche Abschirmung direkt über dem Platz sorgten für einen anspruchsvollen frühen Start der vorne stehenden Clubklasse. Ich startete als Erster und hatte anfangs Schwierigkeit mich zu halten. Nach knapp 20 Minuten wurden die schwachen Steigwerte konstanter und mit zunehmender Höhe auch stärker. Thomas und ich verzögerten den Abflug, um die vorhergesagte Wetterbesserung für hohe Geschwindigkeiten nutzen zu können. Eine gute Entscheidung! Thomas erflog einen 85er Schnitt, landete auf Platz vier und erzielte damit das beste Langenfelder Ergebnis. Auch bei mir lief es bis zur Hälfte des zweiten Schenkels mit knapp 90 km/h sehr gut. Am Ende reichte es nur für Platz 17.
Der geringe Punktabstand im gesamten Teilnehmerfeld unterstrich das hohe Niveau aller teilnehmenden Piloten und ließ den letzten Wertungstag zum Krimi werden. In der Clubklasse wurde die Gesamtwertung noch mal gut durchgemischt. Glückwunsch an Thomas, der mit einer hervorragenden Leistung während des gesamten Wettbewerbes insgesamt auf Platz 10 (von 31) landete und damit die Langenfelder Teamwertung anführte – gefolgt vom Duo (Platz 14 von 21) und mir (Platz 16 von 31). August und das Team Morsbach/Krey „JE“ landeten in der Standardklasse auf Platz 23 und 25 von insgesamt 27 Teilnehmern.
Empfehlung zur Wettbewerbsteilnahme
Allen Piloten, die auf der Suche nach neuen Herausforderungen sind und sich fliegerisch weiterentwickeln möchten, kann ich die Wettbewerbsteilnahme ausdrücklich empfehlen. Ein optimales Wetterbriefung, realistische Aufgaben, ein reibungsloser Startbetrieb und der direkte Leistungsvergleich in der Luft sind Voraussetzung, um hohe Geschwindkeiten und eine konsequente Flugtaktik zu trainieren. Das Aeroteam Klix hat die Abläufe perfektioniert und schafft es gleichzeitig für eine lockere, sportliche Atmosphäre mit Lausitzer Idyll zu sorgen.
Die Fahrt in den Osten hat sich für mich in vielerlei Hinsicht gelohnt: Spannende, lehrreiche Flüge ohne Außenlandung, interessante Wetterphänomene, gutes Essen, Radfahren in der Natur, leckere Grillabende am Platz und eine gute Platzierung im Mittelfeld. Das macht eindeutig Lust auf mehr: Jetzt noch ein paar Feinabstimmungen am Flieger und weiteres Training, dann können Klix und die Quali im nächsten Jahr kommen.